DIE BIBLIOTHEK DER UNLESBAREN ZEICHEN

Idee und Konzept

Seit 1989 schreibt Axel Malik Tag für Tag, zunächst in Tagebüchern, dann auch auf Leinwände. Millionen von komplexen, zeichenartigen Schreibspuren, erfasst in mehr als 100 Bänden, über 30 000 Seiten, sowie auf großformatigen Leinwänden – ein Schreibprojekt, das der Künstler als die skripturale Methode bezeichnet.

Seine Zeichen sind nicht im Sinne konventioneller Zeichensysteme lesbar. Die gegeneinander klar abgegrenzten Setzungen verweisen nicht wie Worte einer regulären Sprache auf etwas Vorgestelltes, sondern sind auf die Intensität und die strukturellen Form und Gestalt-Beziehungen des Schreibens fokussiert. Maliks komplexe Linien formen eine expansive Matrix im Niemandsland zwischen Schrift und Malerei. Der Schreibprozess wird als eine sich ausdifferenzierende Bewegungssphäre thematisiert. Die inhomogenen Dynamiken und die unberechenbare Potentialität der Schreib-Bewegung selbst, um diese Realität geht es. Malik sagt: „In dem Moment, wo man das Schreiben semantisch entkernt,implodiert die Schreibbewegung und die Abwesenheit der Dinge kehrt als eine verdichtete Gegenwart, als eine expandierende Intensität des Augenblicks in die Zeichen selbst zurück.“ Video-Installationen, Schreib-Performances und akustische Archive mit Schreibgeräuschen sind wichtiger Teil seines Projektes.

In der Philologischen Bibliothek der Freien Universität Berlin war seine Installation 'Die Bibliothek der unlesbaren Zeichen' vom 13.10.2015 – 12.2.2016 zu sehen. Die gezeigten Werke beziehen sich einerseits auf die thematischen Aspekte der Ringvorlesung „Schreiben als Ereignis. Künste und Kulturen der Schrift“, andererseits reflektiert Malik die besonderen räumlichen und atmosphärischen Qualitäten der Bibliotheksarchitektur. Mit Interventionen auf allen Etagen der Bibliothek greift er in das Leitsystem und auch in Wand- und Regalflächen ein.

Die Elemente der Kunst-Installation:

Auf den Vorderseiten des Leitsystems: Stelen Eins  -  Auf den Rückseiten des Leitsystems: Stelen Zwei
Auf der Aktionsfläche 1: Schreibprozess  -  Auf der Aktionsfläche 2: Bücher  -  Auf der Aktionsfläche 3: Wild Script
In den Vitrinen 1: Tagebuch der Zeichen (9 Bücher)  -  In den Vitrinen 2: Tauchbad (über 200 Bücher)
Hauptgang Ebene 0: Leuchten  -  Bibliotheks-Eingang: Benennung
Beschriftung der acht demontierten Falttür-Elemente: Tafeln 1  -  Die auf Ebene 3 montierten Falttüren: Tafeln 2
Wandfugen im Eingangsbereich: Membrane Eins  -  Video-Loop auf Ebene 3: Membrane Zwei
Audioinstallation auf Ebene 0 an der Informationstheke 2: Akustische Archive