Interviewfragen zur Vorlesung an Sabine Mainberger

Aus welchem Anlass heraus beschäftigen Sie sich mit dem Thema „Schreiben“ und welche Rolle spielen dabei mediale/kulturelle Veränderungen?

Als Literaturwissenschaftlerin bin ich selbstverständlich mit dem Thema ‚Schreiben‘ befasst. Zu meinen Forschungsinteressen gehören u.a. Arbeitsprozesse und somit auch das ‚Schreiben‘ im engeren, materialen, physiologischen, gestischen etc. Sinn, des Weiteren Beziehungen zwischen Zeichnen und Schreiben und allem, was zwischen dem skripturalen und dem pikturalen Pol graphischer Betätigung liegt. Zu diesem weiten Feld habe ich einiges publiziert, Fallstudien befassen sich z.B. mit Stendhal, Valéry, Musil, Warburg u.a., ein Artikel zum Begriff ‚Graphismus‘ wird demnächst erscheinen.
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Wie beurteilen Sie die Bedeutung von Schreib- und Leseszenen im Kontext Ihrer Forschung/Ihres Vortrags?

Henri Michaux, über den ich meinen Vortrag gehalten habe, ist ein Schriftsteller und bildender Künstler, für den die Beschäftigung mit Schrift(en), ‚Zeichen‘, Schreiben und dem Gestischen des graphischen Tuns zentral ist. Auch zu den Schwierigkeiten und Möglichkeiten der ‚Lektüre ‘ von Schrift und Bild gibt es bei ihm interessante Überlegungen, und nicht zuletzt eröffnet er mit ungewöhnlichen Varianten des Mediums ‚Buch‘ neue Wege des ‚Lesen-Sehens‘.
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Worauf deutet für Sie der Vorlesungstitel „Schreiben als Ereignis“ hin?

Der Titel „Schreiben als Ereignis“ verweist für mich v.a. auf eine facettenreiche Praxis und deren Exploration, die nicht einer Disziplin allein vorbehalten sind.
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Sehen Sie Verbindungen/Gegensätze zwischen Ihrer Forschung und der „Bibliothek der unlesbaren Zeichen“/der „Skripturalen Methode“?

Maliks Unternehmen und vergleichbare anderer Künstler-Schreiber - neben Michaux mag man z.B. an C. Twombly oder C. F. Claus denken - lässt sich mit der Hilfe von differenzierten Zeichen- und Schrifttheorien, den Konzepten der Körpertechniken, Überlegungen zur kognitiven Dimension des Kinästhetischen usw. näher untersuchen. Um dergleichen geht es auch in einem Teil meiner Forschungen.
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In welchem Verhältnis stehen Phänomene der (Un)lesbarkeit zu Ihren Überlegungen?

S.oben
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Hätten Sie eine persönliche Frage an den Künstler?

Ich stehe mit Axel Malik in Austausch, habe ihn auch zu einem Gastvortrag (im Rahmen eines Seminars zu Henri Michaux) an meine Universität eingeladen. Bei diesem Besuch waren Werke von ihm als PPT, aber auch im Original zu sehen (verschiedene Typen seiner Bücher waren ausgelegt), die Anwesenden konnten einer Art Schreibperformance beiwohnen, deren Ergebnisse sie mitnehmen durften, und ein intensives Gespräch mit ihm führen.